mariamagdalena und Gäste

 

Heute wirft sich so mancher in schicke Abendkleider und tanzt auf einer polnischen Hochzeit. Wie viele können schon von sich behaupten mal bei so einer Festlichkeit dabei gewesen zu sein? Die Vorstellung ist scheinbar ausverkauft. Das ist doch ein gutes Omen für das Brautpaar. Grübeln über das zu bringende Hochzeitsgeschenk martert einem den Kopf. Hoffentlich fällt der Brautstrauß woanders hin. Ob’s da was zu essen gibt? mariamagdalena’s und Gäste werden es uns in “Bis dass der Tod uns scheidet” ja verraten. Na dann, gorzko.

Review: Bis dass der Tod uns scheidet


Da fliegt Konfetti durch die Luft. Es werden leidenschaftliche Trinksprüche gehalten und ein Wodka nach dem nächsten hinter die Binde gekippt. Milch nuckelnde Männer hängen an der Brauten Brust. So also sieht eine polnische Hochzeit aus.

Eine ausgelassene Gesellschaft


Wie bei einem Banquett sind Tische am Rande des Raumes aufgestellt und umringen die Tanzfläche. Der Saal ist voll und die Menschen in freudiger Erwartung auf das bevorstehende Fest. Alles setzt sich und dann geht’s auch schon los. Ein Hauch polnischer Akzent schwingt in der Rede des Moderators, als er alle dazu ermuntert das Fest mit einem fluffigen Wodka einzuweihen. Dann stellt sich das Brautpaar mitten in den Saal und entfacht einen Tangohaften Tanz zu den Melodien aus der Verfilmung Dracula’s. Irgendwie sexy. Es folgt tobender Beifall. Aber nicht so schnell. Denn mariamagdalena tanzt nicht gern allein. Das Publikum ist Teil der Hochzeit und wird aufgefordert einen polnischen Tanz einzustudieren. Alles schwingt die Hüften. Eine ganz ausgelassene Gesellschaft, die das Fest sichtlich genießt. Atempausen gibt es nur vereinzelt, um sich mit Essiggürklein und Wodka zu stärken.

Orale Luftanie


Es folgen Unmengen Spiele. Braut und Bräutigam sitzen auf zwei Stühlen neben einander. Es gibt eine Frauen- und eine Männertruppe zu je fünf Personen. Jede(r) ist mit einem Luftballon ausgestattet und muss diesen zum zerplatzen bringen. Ist doch keine große Kunst, denkt man sich. Dann kommt das winzige Detail, das den harmlosen Kindergeburtstag in ein perverses Treiben verwandelt. Man muss sich auf Braut oder Bräutigam setzen, den Luftballon dazwischen klemmen und so lang stoßen bis dieser zerplatzt. Etwas lernt man auf jeden Fall daraus. Versuch nie einen Luftballon oral zu zerkauen.Es grenzt an oraler Luftanie. Jedenfalls, gewinnen die Männer am Ende und bekommen zur Belohnung eine zusätzliche Runde Wodka spendiert. Nazdravje, Prost!

Sie will, er will, ich will


Irgendwann fragt man sich, ob die freudig-erregte Stimmung auf die Performance, die Spiele, die Partyvögel oder den Wodka zurück zu führen ist. Egal. So manchem mag das Fest etwas zu lang vorkommen. Ist die Ehe aber auch. Mariamagdalena weint Freudentränen, der Bräutigam steht am Tisch, alles wunderbar. Sie will, er will, ich will. Wer will eigentlich nicht? Am Ende steigt einem die Hitze zu Kopf und man ist froh endlich in die kühle Nacht zu schwirren und zu sinnieren über Bis dass der Tod uns scheidet…

(c) Joe Albrecht

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