Laura Kalauz & Martin Schick

 

Common Sense. Das ist die Annahme, dass alle Menschen einer Kultur dasselbe Wissen teilen. So beruht es auf Erfahrung eine heiße Herdplatte als Lehne zu vermeiden oder wenn es regnet einen Schirm einzupacken. Es ist der altehrwürdige Hausverstand, der einen die meiste Zeit über begleitet. Und was tun, wenn dein Gegenüber mal nicht den “common sense” teilt? Gute Frage. Laura Kalauz und Martin Schick lassen alle Vokale weg und widmen sich ganz und gar dem CMMN SNS PRJCT. Warnung: Alle jene, die zur heutigen Vorstellung gehen, zum eigenen Amüsement bitte erst morgen weiterlesen.

 

 

 

Review: CMMN SNS PRJCT

 

Wie du mir, so ich dir. Willst du etwas haben, musst du bitte sagen. Nichts ist umsonst. Schon früh lernt man, allerlei weise Sprüche. Wie zum Beispiel, dass einem nichts einfach aus heiterem Himmel geschenkt wird. Denn eine solche Geste bringt meistens bestimmte Erwartungen mit sich. Ein Geschenk, dass ist viel mehr der Vorbote eines vorausgesetzten fairen Tauschhandels. Ich geb dir was und im Gegenzug gibst du mir was. Klingt doch ganz plausibel.

 

Wer will, wer mag

 

Man kommt in den Raum, setzt sich hin und denkt sich nichts Besonderes und auf einmal wird man auf eine Warenbörse katapultiert. Das ist ja wie ein Kinderparadies für Erwachsene. Da stehen zwei halbnackte Menschen auf der Bühne. Die sehen ganz durchtrainiert aus, in ihren Unterhosen. Dann fangen sie auf einmal an, einem Sachen zu schenken. Wer will eine Schachtel Cornflakes? Wer will ein Blatt Papier? Wer will Shakespear in Love? Wer will diesen Wäscheständer? Erstmal herrscht befangene Stille. Soll man oder lieber nicht? Irgendwie könnte man das eine oder andere Ding schon ganz gut gebrauchen. Aber zu welchem Preis? Auf einmal zeigt da jemand auf. Er wird stolzer Besitzer eines Plastikzitronendingsbumses. Daraufhin geht die Schlacht los und jeder will irgendetwas ersteigern.

 

Wer zuerst kommt, malt zuerst

Die ganze Zeit über kommt man sich vor, wie auf einem Flohmarkt. Unentwegt wird da um irgendwas gefeilscht, sei es die Hose eines Zuschauers oder die Lizenz die „common sense“ Performance vortragen zu dürfen. Ständig werden einem Sachen geboten. Man kann dabei nur Gewinn machen und wer zuerst kommt, malt zuerst. „Gebt mir zehn Cent und ich gebe euch zwanzig,“ meint da der Vortragende. Schnell sind zehn Cent gefunden. Dann stellt sich heraus er hat kein Geld. „Wer hat zwanzig Cent? Ich biete vierzig!“ Wie ein kleines Kind freut man sich bis man bei stattlichen zwanzig Euro angelangt ist und am Ende statt Bargeld nur einen Scheck in die Hand gedrückt bekommt. Aber das ist noch lange nicht alles.

 

Der Gewinn

 

Eifrig wie die Bienchen passen alle auf das Gesagte auf. Ab und zu entpuppen sich die Gespräche der zwei Vortragenden als berühmte Filmdialoge. „Welcher Film?“ Gute Frage. Man bekommt wieder was dafür. Aha, was denn? Na, den Gewinn. Der Gewinn steht einem zu, weil man eben gewonnen hat. Irgendwie wird man ganz wirr im Kopf. Diese zwei Personen haben doch glatt den Jagdinstinkt im Publikum geweckt. Man will mehr. Da melden sich auf einmal die Zuschauer und fordern, was ihnen zusteht. Steht ihnen denn was zu?„Ich will meinen Gewinn haben!“ „Ich will meine 20 Euro wieder!“ „Ich würde euch die Karte geben für etwas Kleingeld…“

 

Ein einziger Zirkus

 

Angefangen mit einem Plastikzitronendingsbums steht man auf einmal vor einer echten Zwickmühle. Wie konnte das so weit kommen? Ab wann gehört einem etwas? Wann ist man zum Tauschhandel bereit? Zu welchem Preis der ganze Zirkus? Puh. Das war jetzt vielleicht ein Stress. Die haben einem ja direkt ins Gewissen geredet. Und während man langsam aus dem Saal pirscht, hat man nur eins im Kopf: „Ah, hätt’ ich doch nur den Wäscheständer mitgenommen…“

 

 

 

 

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